Dienstag, 29. November 2016

Ich, die News und die Kritik

Ich weis ja nicht wie ihr darüber denkt, aber mir gehen aktuelle News seit einer weile ziemlich auf die Nerven. Eigentlich habe ich News immer gerne gelesen. Dafür habe ich am meisten Twitter genutzt und bin den entsprechenden Accounts gefolgt. Das war sehr praktisch, da ich immer News lesen konnte wann ich wollte. Doch seit der Flüchtlingskrise Ende letzten Jahres, wurden die Artikel immer besorgniserregender. Nicht weil ich etwas gegen Flüchtlinge hab, sondern weil zumindest nach meinem empfinden die Polarisierung ab da richtig ins rollen kam. Doch spätestens seit den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln, fingen die Dinge an wirklich schwierig zu werden. Denn dann gingen die Debatten los warum die Presse und die Polizei nichts davon berichtet hatten.

Ich verfolgte das alles natürlich fleißig und als die Frage aufkam, ob man die Nationalität eines Menschen nennen dürfe, der unter Verdacht stehe ein Verbrechen begangen zu haben, war es dann endgültig vorbei. Ich begann mich zu fragen, ob Nachrichtenartikel vielleicht nach bestimmten politischen Wunschvorstellungen geschrieben werden. Nicht weil die Presseagenturen böse Absichten haben, sondern weil sie fürchten müssen wenn sie Unbequemes schreiben nicht mehr gelesen zu werden. Presseagenturen müssen nun mal auch von etwas leben.
Ich stieß auf einen Essay von Basam Tibi mit der Titel: Warnung vor der Tyrannei. In diesem Text geht es auch darum, dass viele Menschen in Deutschland sich nicht mehr trauen ihre Meinung zu sagen, da linke und grüne Stimmungsmacher die Medien und den vorherrschenden Narrativ bestimmen ( Tibi 2015). Dieser Mann Beschrieb genau das, was ich die ganze Zeit schon empfunden und vermutet hatte. Für mich war das eine Erlösung. Schon die ganze Zeit fragte ich mich ob ich rechtsradikal sei, weil ich solche Dinge dachte. Diese Frage war sehr widersprüchlich, da ich mich noch nie dafür interessiert habe woher jemand kommt. Entweder ich mag jemanden oder nicht. In meinem sozialen Umfeld gab es immer Menschen mit Migrationshintergrund und es war nie ein Problem. Der Essay war aber nun von jemand geschrieben worden, der selbst Migrationshintergrund hatte und war der selben Meinung. War er mit der Zeit rechtsradikal geworden? Ich vermute mal eher weniger.

Ich erkannte, dass ich auch zu den Menschen gehörte die sich nicht mehr trauten ihre Meinung zu sagen, weil ich befürchtete zu unrecht als rechts abgestempelt zu werden. Ich fühlte mich bestätigt und wollte mich nicht mehr einschüchtern lassen. Doch dies veränderte auch meinen Blick auf die Medien. Alles was ich lass, sah oder hörte, war für mich viel zu stark links grün geprägt und sollte mir die entsprechende Meinung aufzwingen. Rational betrachtet ist das natürlich völlig übertrieben und entspricht auch so nicht der Wahrheit. Doch mit jedem weiteren Artikel fühlte ich mich immer mehr bedroht. Bedroht in meiner Meinungsfreiheit. Dieser Mechanismus, Menschen die nicht links grün sprachen oder handelten als rechtspopulistisch oder sogar als rechtsradikal abzustempeln, funktionierte sehr gut. Auch in meinem Umfeld wurde sich ständig für etwas entschuldigt, wofür man sich nicht entschuldigen muss. "Ich bin ja nicht rechts, aber..." gehörte zu jedem Satzanfang wenn sich jemand über die Flüchtlingskrise äußerte. Als dann auch noch 2 Dozenten in meiner Universität ihren Satz so begannen ( obwohl einer davon eine syrische Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause beherbergte ), war ich endgültig davon überzeugt dass es wohl Probleme in der Meinungsäußerung gab.

Mitte November diesen Jahres hab ich es nicht mehr ausgehalten. Egal ob mein Blick auf die Medien richtig oder falsch ist. Ich habe beschlossen den News erst mal den Rücken zu kehren und mich mit anderen Dingen in meinem Leben zu beschäftigen. Seit dem bin ich auf jeden Fall entspannter. Ich bin zwar immer noch daran interessiert was im Moment in Deutschland und der Welt so los ist und manche Dinge bekommt man sowieso mit. Doch wirklich Themen verfolgen tue ich nicht mehr. Ich habe alle News aus Twitter verbannt um es erst gar nicht mehr zu sehen. Meinen kritischen Blick werde ich zwar nie verlieren, aber das schadet in der Regel auch nicht. Obwohl es mir in dieser Geschichte beinahe den letzten Nerv geraubt hätte.


Quelle: Basam Tibi, Warnung vor der Tyrannei, Weltwoche Ausgabe 42. 2015
http://www.bassamtibi.de/wp-content/uploads/2015/10/WEW_42_052_TYRANNEI.pdf

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